Wie roch es in einem DDR-Gefängnis, in dem politische Häftlinge untergebracht waren? Wie fühlt sich eine alte Zellentür an? Und wie hört sich eine schallisolierte Arrestzelle an?
Antworten auf diese Fragen finden Sie in der Tastführung. Sie richtet sich an Menschen mit Sehbehinderungen und Blinde, die gern mehr über die Geschichte der Stasi-Untersuchungshaftanstalt erfahren möchten.

Entwickelt haben wir diese Führung gemeinsam mit Mitgliedern des ›Blinden- und Sehbehindertenverbands Thüringen‹ und der ›Diesterwegschule Weimar – Staatliches überregionales Förderzentrum, Förderschwerpunkt Sehen‹. Neben der Möglichkeit des Ertastens kommen in der Führung auch ausführliche Objektbeschreibungen und Audios von Zeitzeug*innen zum Einsatz. Ein Teil der Führung ist die Taststation zur Friedlichen Revolution in Thüringen, die über ein Gebäudemodell, taktile Zeichnungen und deutsch- sowie englischsprachige Audiodeskriptionen verfügt.

Dauer
90 Minuten
Kosten
kostenfrei

Hinweis: Ihre Gruppe sollte maximal 10 Personen umfassen. Je nach Format können mehrere Gruppen zeitversetzt starten. Bitte fragen Sie das gewünschte Angebot im Vorfeld über unser Anmeldeformular an.

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Ihre Ansprechpartnerin
Laura Fiedler
service@stiftung-ettersberg.de
T +49 (0)361 219212 – 10
M +49 (0)176 52691979

Die Taststation steht im Eingangsbereich der Gedenkstätte. Durch das Modell bekommen alle Besucher*innen einen Eindruck vom Gebäude.
ein älterer Mann und eine junge Frau stehen nebeneinander, beide Lächeln in die Kamera

»Blinden und sehbehinderten Menschen wie mir bleiben viele Orte, darunter Gedenkstätten, Museen und Ausstellungen, verborgen. Zwar gibt es für uns spezielle Audioguides. Aber die sind unpersönlich, oft viel zu schnell und eher eine Qual als eine Freude. Die Andreasstraße ist anders: Dort gibt es einen persönlichen Guide, der sich Zeit für uns nimmt und den man mit allen möglichen Fragen löchern kann. Ich selbst habe die Tastführung schon acht Mal mitgemacht. Zu DDR-Zeiten lebte ich in der Nähe der Andreasstraße. Es war ein unheimlicher und bedrückender Ort, der für mich nur langsam, vielleicht aber auch nie seinen Schrecken verliert.«

Bernd Gräser ist Mitglied im Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen e. V. Der Verband beriet die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt bei der Entwicklung ihrer Tastführung für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung. In den Tagen der Friedlichen Revolution 1989 war der damals 31-jährige Bernd Gräser bei der Besetzung der Stasi-Zentrale in Erfurt in der Andreasstraße mit dabei. Zwei Nächte lang bewachte er dort Stasi-Akten, um sie vor der Vernichtung zu retten.
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