Wissenschaftliche Bibliothek

In Weimar – dort, wo unsere Stiftung ihren Hauptsitz hat – befindet sich unsere kleine, aber feine wissenschaftliche Bibliothek zur Diktaturforschung mit dem Schwerpunkt ›europäische Diktaturen im 20. Jahrhundert‹.

Lehrer*innen und andere Fachkräfte in der historisch-politischen Bildung können unsere Auswahl an Büchern, Zeitschriften und audiovisuellen Medien zur Vorbereitung ihres Unterrichts, ihrer Vorträge und Seminare nutzen. Auch Studierende und Schüler*innen finden in unserer Bibliothek Material für ihre Projekte, Referate, Fach-, Seminar- und Abschlussarbeiten.

Die Themenschwerpunkte unserer wissenschaftlichen Bibliothek sind:

Die Nutzung unserer Bibliothek ist kostenfrei.

Sie können sie jedoch nur vor Ort und nach vorheriger Terminvereinbarung nutzen. Eine Vorabrecherche zu allen vorhandenen Medien in unserer Bibliothek ist über unseren Online-Katalog möglich.

 

Wollen Sie unsere Bibliothek nutzen?

Ihre Ansprechpartnerin
Daniela Frölich
froelich@stiftung-ettersberg.de
T +49 (0)3643 4975 – 16

 

Sie können unsere Bibliothek vor Ort nutzen, nach vorheriger Anmeldung.

 

Archivalische Sammlung

In den Köpfen vieler Menschen ist die DDR noch immer sehr präsent. Doch Erinnerungen verschwimmen, verfärben sich mit der Zeit subjektiv – und verschwinden mit dem Tod des sich erinnernden Menschen irgendwann ganz. Deshalb sind wir bemüht, Erinnerungen zu konservieren und sie so aufzuarbeiten, dass sich auch Menschen, die die DDR nicht mehr selbst erlebt haben, eine Vorstellung vom Leben in der DDR bekommen. Die Erinnerungen, die wir durch unsere Sammlung konservieren, fließen zum Beispiel in unsere Ausstellungen ein, allen voran in unserer Dauerausstellung ›HAFT | DIKTATUR | REVOLUTION: Thüringen 1949 – 1989‹. Wir stellen diese Erinnerungen aber auch der Forschung zur Verfügung.

Wir können nicht alles sammeln und bewahren – schon alleine aus Platzgründen nicht. Wir fokussieren uns auf Objekte, die die Geschichte des Gefängnisses in der Andreasstraße dokumentieren. Und zwar vor, während und auch nach der DDR-Diktatur. Der Geschichte dieses Hauses, in dem sich heute die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße befindet, widmen wir eine eigene Ausstellung im Außenbereich und haben sie auch in Buchform festgehalten.

 

zwei Hände mit weißen HAndschuhen zeigen ein Objekt, ein kleiner grauer Kasten mit einer Verländerung dran. Aus dem Kasten schauen Drähte heruas

Wir sammeln auch Objekte, unter anderem Technik, die von der Stasi zum Abhören benutzt wurde; Foto: Norman Hera

Wir konservieren Erinnerungen an die SED-Diktatur auf zweierlei Weise:

Zeitzeug*innen Archiv

Wir haben in den letzten Jahren viele Videointerviews mit Menschen geführt, die in der Untersuchungshaftanstalt in der Andreasstraße inhaftiert, oder mit jenen, die an der Friedlichen Revolution und an der Besetzung der Stasi-Zentrale in Erfurt 1989 beteiligt waren. Aber auch mit ehemaligen Mitarbeiter*innen der Untersuchungshaftanstalt und der Staatssicherheit haben wir gesprochen und ihre Erinnerungen festgehalten.

Aus diesen Interviews ist im Laufe der letzten Jahre ein umfangreiches digitales Zeitzeug*innen Archiv geworden. Da noch längst nicht alle Erinnerungen konserviert und alle Geschichten erzählt sind, wächst dieses digitale Archiv immer weiter. Viele Erinnerungen von Zeitzeug*innen sind zudem wichtiger Bestandteil der Dauerausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße.

Objekte Archiv

Wir sammeln nicht nur Erinnerungen in den Köpfen von Menschen, sondern auch Objekte, die an die Themen Haft, Diktatur und Revolution anknüpfen. Das können Briefe, Presseberichte, Fotografien oder Alltagsgegenstände sein. Für manche*n Betrachter*in sind diese analogen Objekte sogar aussagekräftiger als das gesprochene Wort, weil sie objektiver und (an)fassbar sind.

Die Objekte, die wir in unser Archiv aufnehmen, kommen auf unterschiedliche Weise zu uns bzw. manchmal kommen auch wir zu ihnen.

Kassettendeck

Diesen Kassettenrekorder nutzte die Staatssicherheit, um heimlich Telefongespräche aufzunehmen und zu speichern. Auf einer Spur wurden die Gespräche aufgezeichnet, auf der anderen Daten wie Uhrzeit und gewählte Rufnummer.
Ein Mann aus Suhl rettete das Gerät aus dem Müll, als die dortige Stasi-Bezirksverwaltung aufgelöst wurde und lagerte es auf seinem Dachboden. Nach seinem Tod brachte es seine Frau zu uns. In der DDR waren unzählige dieser Geräte im Einsatz. Die DDR-Zeit überlebt hat scheinbar nur dieses eine.

Kerze

Diese unscheinbare Altarkerze ist keine gewöhnliche Kerze. Sie ist ein Symbol für die Hoffnung und für die Losung »Keine Gewalt«, die die friedlichen Proteste 1989 in Erfurt begleitete. Ein Erfurter Pfarrer trug sie bei den Demonstrationen auf dem Erfurter Domplatz 1989 als Zeichen des Friedens vor sich her. Nach den Demonstrationen entschied der Pfarrer die Kerze nicht mehr anzuzünden, um die Erinnerung an die Wünsche und Ziele der Menschen während der Friedlichen Revolution zu bewahren.

Die Erinnerungen und Objekte, die wir sammeln, fließen in unsere tagtägliche Arbeit ein. Vor allem in unsere Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen. Aber auch über das Digitale Landesmuseum Thüringen, das Portal der Museen in Thüringen und über unsere Social-Media-Kanäle geben wir immer wieder Einblicke in unsere Archive.

Haben Sie Erinnerungen und Objekte, die für uns interessant sein könnten?

Ihre Ansprechpartnerin
Annette Bausewein
bausewein@stiftung-ettersberg.de
T +49 (0)361 219212 – 11

Eine Frau steht vor einem Karteischrank, sie schaut in die Kamera

»Worte lassen viel Raum für Interpretationen und Phantasien. Objekte hingegen holen uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Um Geschichte begreifbar zu machen, braucht es beides. Erzählungen von Menschen und Objekte, die den Geist der Zeit transportieren, aus der sie stammen. Oft habe ich das Gefühl, dass ich durch meine Arbeit kleine Schätze hebe. Manchmal ist das auch mit der Erkenntnis verbunden, dass uns Menschen in der DDR ganz schön viel vorenthalten wurde. Für die Stiftung Ettersberg zu arbeiten, bedeutet für mich, täglich dazu zu lernen und meine Sicht auf die DDR immer wieder zu hinterfragen.«

Annette Bausewein ist gebürtige Leipzigerin und in der DDR groß geworden. Für die Stiftung Ettersberg arbeitet die Ingenieurin für Elektro- und Informationstechnik seit 2012. Anfangs baute sie das Zeitzeug*innen Archiv der Stiftung auf. Schnell landeten auf ihrem Schreibtisch aber auch Gegenstände aus der Zeit der SED-Diktatur. Jene, die einen Zusammenhang zur Geschichte der Gedenk- und Bildungsstelle Andreasstraße und zu den Themen der Dauerausstellung haben, werden von ihr erfasst und fließen in die Erinnerungsarbeit der Stiftung ein.
Weiterlesen
weniger