Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße

Die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße ist ein modernes Geschichtsmuseum in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Zu DDR-Zeiten war das Gebäude ein Gefängnis, in dem Andersdenkende eingesperrt wurden. Heute können Sie hier Thüringens umfassendste Ausstellung zur SED-Diktatur besuchen und erleben.

Entdecken Sie bei uns neue Sichtweisen auf die DDR! Begegnen Sie Zeitzeug*innen auf Bildschirmen, in Comics oder auch persönlich. Lassen Sie sich auf die Erzählungen ehemaliger politischer Häftlinge ein. Und lernen Sie Menschen kennen, die sich in der Friedlichen Revolution für Demokratie einsetzten und sich an diese besondere Zeit in ihrem Leben erinnern.

Die Andreasstraße im Wandel der Zeit

Wenn die Erfurter*innen zu DDR-Zeiten von »der Andreasstraße« sprachen, meinten sie damit in der Regel nicht die Straße, die vom Erfurter Domplatz nach Norden führt, sondern sie meinten die gefürchtete Geheimpolizei und das Gefängnis. Denn seit 1952 befanden sich in der Andreasstraße die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (kurz: Stasi) sowie die Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Doch Zeiten und auch Orte wandeln sich. Wenn heute in Erfurt von der ›Andreasstraße‹ die Rede ist, ist damit meist die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße gemeint.

Erste Stasi-Besetzung in der DDR

Am 4. Dezember 1989 wurde die Andreasstraße vom Ort der Unterdrückung zum Ort der Befreiung. Mutige Erfurter*innen besetzten an diesem Tag die dortige Stasi-Zentrale und die dazugehörige Haftanstalt. Sie retteten die Stasi-Akten vor der Vernichtung und ermöglichten so die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Wenig später folgten Menschen in anderen ostdeutschen Städten dem Erfurter Beispiel.

Die außergewöhnliche Geschichte der Andreasstraße prägt auch unsere Gedenkstättenarbeit. Wir sind neugierig. Und wir gehen kreative Wege bei der Wissensvermittlung. 2020 wurden wir dafür mit dem Museumspreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgezeichnet.

Bei uns erwarten Sie keine Lehrsätze, sondern spannende Geschichten über Unterdrückung und Befreiung.

Lassen Sie sich in der ›Andreasstraße‹ informieren und irritieren, nachdenklich machen und, ja auch das: ermutigen.

Wir freuen uns auf Sie.

Alle wichtigen Informationen für Ihren Besuch finden Sie hier.

Ort der Unterdrückung


Ort des Aufbruchs


Ort der Aufarbeitung


Diktatur verstehen

»Nach der Wende wurden viele Orte des Unrechts aus der Zeit der SED-Diktatur zerstört und verschwanden aus dem öffentlichen Leben. Für Menschen, die unter der SED-Diktatur litten, ist es aber wichtig, dass solche Orte sichtbar bleiben. Sie machen es uns leichter, über unsere Vergangenheit zu sprechen. Ich zum Beispiel kann sagen ›Geh in die Gedenkstätte Andreasstraße. Dort kannst Du sehen und auch erleben, was politische Haft in der DDR bedeutete‹. Meine Hoffnung: Wenn Menschen begreifen, was es tatsächlich heißt, in einer Diktatur zu leben, steigt ihre Wertschätzung für Demokratie und Freiheit und sie gestalten die Zukunft aktiver mit.«

Lorenz Pagés saß zwischen 1983 und 1984 knapp ein Jahr in Haft, bevor ihn der Westen freigekaufte. Vier Monate seiner Untersuchungshaft verbrachte der gebürtige Erfurter in Stasihaft in der Andreasstraße. Sein Vergehen: §213 des Strafgesetzbuchs der DDR ›Planung und Vorbereitung zur Republikflucht im schweren Fall‹. Lorenz Pagés ist seit 2010 Mitglied und seit 2021 der Vorstandsvorsitzende von ›Freiheit – Förderverein Gedenkstätte Andreasstraße e.V.‹.
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Demokratie leben

»Ich finde es schön, dass die Andreasstraße ein Ort ist, der für alle Menschen offen ist. Was ich besonders mag, sind die Comics in der Gedenkstätte. Ich male selbst Bilder und finde, Bilder kann man oft besser verstehen als komplizierte Sätze. Seit Kurzem gebe ich auch Führungen in der Andreasstraße. Vor meiner ersten Führung hatte ich richtiges Lampenfieber. Für mich ist das ein aufregendes Projekt, weil ich in der Andreasstraße viele interessante und freundliche Menschen treffe. Wir sind ein tolles Team und unterstützen uns gegenseitig. Was für mich auch wichtig ist: Ich werde gut bezahlt, wenn ich eine Führung gebe. Eine Führung vorzubereiten ist ja schließlich auch viel Arbeit.«

Natascha Seibt arbeitet in einem Kindergarten in Erfurt und gibt in der Gedenkstätte Andreasstraße inklusive Führungen in möglichst einfacher Sprache – im Team mit einer Assistenz vom Verein ›kult-werk inklusiv – Inklusive Werkstatt für Kultur und Geschichte‹ und einer*m Mitarbeiter*in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße.
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